Burghausen. Viel musikalisch Hochwertiges hat sich am Rande der Bayerisch-Oberösterreichischen Landesausstellung, die gestern zu Ende ging, zugetragen. Der Schlusspunkt am Samstagabend im Stadtsaal war zugleich der voluminöse Höhepunkt des Rahmenprogramms.
Die evangelische Kantorei Altötting, der Projektchor Mattigtal und das Projektorchester Mattigtal führten unter der Leitung von André Gold das Deutsche Requiem von Johannes Brahms auf. André Gold versteht es, mit der gewaltigen Klangfülle, die das Großaufgebot von Sängern und Musikern bietet, souverän umzugehen und das Ensemble auf Detailarbeit einzuschwören. So funktioniert es innerhalb kleinster Phrasen, dem Monumentalwerk dynamische textbezogene Strukturen zu geben und der Versuchung zu widerstehen, der Klangwucht freien Lauf zu lassen. Das Publikum erlebt friedlich-mystische Seligpreisungen im 1. und 7. Satz des Requiems, dramatische Steigerungen hingegen im 2. und 6. Satz. Vor allem die Textstelle, in der der Sieg über den Tod beschworen wird, erstrahlt in kraftvoll schreitenden Sequenzen, die in eine wunderbar fließende Fuge münden. Tröstlich wirken die Gesänge des Baritons Bernhard Spinglers und der Sopranistin Sophie Mitterhuber in den Sätzen 3 und 5 nach.
Dass im Mattigtal ein solch versiertes „Projektorchester“ zu Werke ist und Chorarbeit erster Güte geleistet wird − wer wusste das diesseits der Salzach? Es musste wohl erst die Landesaustellung kommen, um erkennen zu lassen: „Hinter dem Horizont geht’s weiter“.
− Bernhard Furtner